Neue Domain-Endungen

Bogenschießen unter Beschuss: Kritik am „Batching“ wird lauter

Der Zeitplan zur Einführung der neuen Domain-Endungen könnte erneut durcheinander geraten. So kritisiert inzwischen auch das Governmental Advisory Committee (GAC) den von der Internetverwaltung ICANN gestarteten „Batching“-Prozess in Form eines digitalen Bogenschießens.

Das Bogenschießen, durch das die Reihenfolge der zu prüfenden New-gTLD-Bewerbungen ermittelt werden soll, hat bereits am 8. Juni begonnen und soll laut Plan am 28. Juni enden. Am 11. Juli möchte die ICANN die Ergebnisse dieses Verfahrens bekanntgeben. Dieser Tag wird von den 1.154 Bewerbern mit Spannung erwartet, denn nur wer mit seiner Bewerbung im ersten Bearbeitungsstapel („evaluation batch“) landet, kann realistisch mit der Einführung seiner TLD in der ersten Jahreshälfte 2013 rechnen.

Die Aufgabe des GAC ist es, die ICANN speziell in rechtlichen Angelegenheiten zu beraten. Zu Beginn dieser Woche veröffentlichte die Vorsitzende des GAC, Heather Dryden, eine Erklärung, in der das digitale Bogenschießen indirekt als mangelhaft bezeichnet wird. Wenn es nach dem Willen des GAC geht, sollte die ICANN ihr Evaluierungsverfahren deshalb noch einmal grundsätzlich überdenken – obwohl es längst in Gang gesetzt wurde! „Das GAC ist besorgt, dass das mit dem digitalen Bogenschießen […] verbundene potenzielle Risiko dessen Vorteile überwiegen könnte“, heißt es in Drydens Erklärung. Bei der nächsten ICANN-Konferenz in der kommenden Woche in Prag werde man das Thema deshalb zur Sprache bringen.

Welche Risiken meint Dryden konkret? Kern ihrer Kritik ist die Feststellung, dass das „Batching“, also die zeitliche Unterteilung der Evaluierungsphase, nicht das von allen Beteiligten erwünschte Maß an Fairness bietet. Das GAC favorisiert deshalb offenbar einen einzigen Evaluierungsprozess, in dem sämtliche aktuellen New-gTLD-Bewerbungen auf einmal bearbeitet werden.

Tatsächlich führt das digitale Bogenschießen zu einer gewissen Ungleichbehandlung, da sie den zurzeit laufenden Wettbewerb zeitlich verzerrt. So haben beispielsweise sämtliche New-gTLD-Bewerber aus Afrika und Südamerika ihren Platz im ersten Stapel de facto sicher, während hunderte Bewerbungen aus Europa und Nordamerika zwangsläufig erst im zweiten oder dritten Stapel einsortiert werden. Der zeitliche Vorsprung, den eine im ersten Stapel durchgewinkte TLD gegenüber einer Bewerbung aus den späteren Stapeln hat, kann mehrere Monate, wenn nicht sogar Jahre betragen.

Bildquelle: united-domains AG

Trotz aller Kritik erscheint es derzeit aber unwahrscheinlich, dass die ICANN ihr bereits gestartetes „Batching“-Verfahren abbricht und durch ein anderes Prozedere ersetzt. Zahlreiche Bewerber werden ihr Glück beim Bogenschießen bereits versucht haben – wohl auch mit der kostspieligen Unterstützung spezieller Dienstleister, die ein besonders gutes Ergebnis versprechen.

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